Kitsch!

oder

Warum der schlechte Geschmack der eigentlich gute ist

Kitsch gilt als richtiger Ausdruck richtiger Bedürfnisse.

Im Kitsch generiert das moderne Bewusstsein eine eigenständige Ausdrucksform gerade für jene Gefühlswelten, die durch keine Moderne wegzurationalisieren sind: Glaube, Liebe, Hoffnung und Schönheit.

Der Kitsch erlaubt es per se – weil er als Kitsch immer schon identifizierbar ist -, sich jene Genüsse zu erfüllen, die sich die ihrer selbst bewusste Moderne versagen musste: Gegenständlichkeit, Opulenz, saubere Erotik, glatte, schöne Körper, Helden, Heilige und die sublimen Freuden des kleinen Glücks.

Zu einem ästhetischen Wert wird Kitsch aber insbesondere dann, wenn es ihm gelingt, sich mit kindlicher Unschuld zu paaren. „Kitschkunst entführt die Betrachterinnen und Betrachter mit einem Augenzwinkern wieder in die Welt der Kindheit. Die Kitschkünstler nehmen die bunte, lustige, überzuckerte Kinderwelt ernst. Bevor es Normen eingehämmert bekommt und bevor es verdrängen lernt, lebt das menschliche Wesen in Unschuld. Kitschkünstler wie Zwillinger, Koons, Palestine, Pierre et Gilles und Plumcake bekennen sich zu ihrem Kind-Ich. In einer Gesellschaft, die nur immer ein Mehr an Leistung abverlangt, kann man diese positive Botschaft nicht genug begrüßen. Kitsch, was immer er auch sei, schmeckt wie Zucker. Er ist zwar keine Vollwertkost, aber ein eigenständiges Träumen. Kitsch-Art verbeugt sich vor dem Traum und weckt uns zugleich auf.“

Konrad Paul Liebmann – Fuller Kitsch-Art
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