Manchmal schämen sie sich sogar dafür, schließlich liefern heute
„World of Warcraft“ oder Counterstrike“ im Internet bzw. auf der
Playstation so viel coolere Action.

Und als Erwachsene haben wir die Bilder
unserer Kindheit meist vergessen.

Das Leben hat uns das Sehen verdorben. Oder wir haben es uns verderben lassen:

Unschuldige Menschen haben ihr Leben verloren, weil jugendlichen Amokläufern
aus Erfurt, Ansbach, Winnenden oder Solln durch den Verlust ihrer Kindheit
und die Flucht in Parallelwelten jeder Bezug zur realen Welt abhanden gekommen ist.

Zwei Väter haben kürzlich eine Nacht in der Arrestzelle eines
Krankenhauses verbracht, weil sie sich beim Fußballspiel ihrer 7-jährigen
Söhne eine Schlägerei mit Knochenbrüchen lieferten.
Sie waren sich uneinig über den Abseitspfiff des Schiedsrichters.

Drei 17-jährige Mädchen aus Frankfurt/Main prügeln einen 50-jährigen Mann
krankenhausreif. Er hatte sie aufgefordert, nicht in der U-Bahn zu rauchen.

Neugeborenen werden am Bayerischen Landtag oder im Schatten
Frankfurter Bankentürme ausgesetzt. Dort starben sie.

Der Verlust der Unschuld,
der Verlust des Staunens,
der Verlust der Ästhetik beginnt schleichend, aber nachhaltig.
Bei jedem von uns.
Es ist nur nicht jedem von uns bewusst.

Künstler, Maler, Fotografen müssen hart arbeiten,
oft gegen sich selbst, um Ästhetisches, zum Staunen
Verführendes oder einfach nur etwas Schönes zu kreieren.

Und doch werden sie alle, wir übrigens auch,
von der damals gefühlten Hoffnung getrieben,
das Gute möge letztlich über das Böse siegen,
von dem Wunsch, ihre Innere Ästhetik möge ihnen erhalten bleiben.

Das gilt für den Theater-Regisseur, der mit Fäkalsprache inszeniert
und mit Exkrementen um sich werfen lässt.

Das gilt für Pablo Picasso, der dem Grauen von Guernica ein Antlitz
verleihen will, das uns unausweichlich an das Gute erinnert.

Das gilt für die Regisseure von „2012“ oder „The Dark Knight“,
wo für den Sieg des Guten am Ende ein sehr hoher Preis gezahlt
werden muss.

Die Kreativen, die hinter diesen Werken wirken, werden gelobt für ihre
Inszenierung der Demaskierung des Bösen.

Wer hingegen nur das Gute und das Schöne zeigt wie es ist in seiner
unberührten Reinheit, wird belächelt, oft verspottet.

Der Weg des reinen kindlichen Ästheten bis zu seiner Anerkennung
als Künstler ist ein harter und ein langer:

Er muss Widerstände gegen Kritiker überwinden, die unter dem
eben skizzierten Verlust eigener Sinnlichkeit für Ästhetik und Staunen
leiden. Und sich davon leiten lassen.

Und der kämpfende Künstler muss seine eigene, innere Ästhetik
wieder finden, ohne sich selbst zu ironisieren oder zu belächeln.

Wer das Bekenntnis zu unschuldiger Schönheit und reiner Ästhetik
ablegen will, wandert auf einem schmalen Grat: