Gefahren des billigen Klischees und der dümmlichen Einfalt lauern auf
beiden Seiten des Weges, auf dem man als Rotkäppchen durch den
dunklen Wald des Zynismus stapfen muss.

Die naiven Maler haben sich auf diesem Weg die Füße blutig gelaufen,
bevor ihnen Anerkennung zuteil wurde.

Friedensreich Hundertwasser hat erst spät seinen Frieden mit der
Kunstkritik machen dürfen.

Jeff Koons hat noch härtere Gefechte durchgestanden, aber nun
werden seine Werke weltweit hymnisch gefeiert als Relikte
eines untergegangenen Ästhetizismus.

Worin besteht letztlich der Verdienst dieser Künstler?

Sie alle wecken unsere Erinnerung an etwas, das wir einmal reinen Herzens
„schön“ fanden und lassen uns den Mut bewundern, den sie als sich dazu
bekennende Künstler aufbringen müssen.

Ich bewundere daher meine alte, liebe Freundin aus unschuldigen
Kindertagen, Anne-Marie von Sarosdy, für den Weg, den sie mit ihren
Bildern gegangen ist und – bitte, bitte – auch weitergehen möge.

Denn ihre Bilder geben uns zurück, was wir alle verloren haben.

Sehnsucht nach einer Zeit,
als wir noch nicht wussten, was wir sahen,
als wir noch staunen konnten, als wird das Wort „cool“ noch nicht kannten,
als wir das Böse noch nicht kannten.
Und als wir noch an das Gute glaubten.

Rüdiger Schrader, Chef Bildredakteur Focus