REDE

 

 

Eröffnungsrede anlässlich der Ausstellung

„HEIMAT“

Galerie Hubertus Reygers I München
Photokunst von Anne-Marie von Sarosdy
von Herrn Rüdiger Schrader, Chefredakteur, Focus

Bitte entschuldigen Sie , wenn ich Ihre Unterhaltungen unterbreche und hier
in München das Wort an Sie richte.

Anne-Marie hat mich gebeten, Sie alle kurz mit dem vertraut zu machen, was
wir hier und heute Abend zu sehen bekommen…

Das Erste, was der Mensch im Leben tut, ist das Licht der Welt zu erblicken,
zu atmen und das Sehen zu lernen.

Keiner von uns weiß, wie es war, als wir gesehen haben, ohne zu wissen, was
wir sahen.

Nichts von dem, was wir gesehen haben, versah unser Gehirn oder unsere
Erinnerung mit Namen, Begriffen oder Bildern.

Weil wir noch nichts von der Welt wussten.

Aber wir erinnern uns vielleicht an die Bilder, die in unserem Kopf ein Maler
malte, als uns Geschichten vorgelesen wurden oder erzählt wurden, in denen
das Gute über das Böse siegt.

Vielleicht erinnern wir uns auch an die Gefühle, die in uns aufwallten, als
wir erstmals von Kummer, Abschied, Unglück hörten.
Und vom Triumph des Guten.

Mit dem Erlernen des Sehens kam unser Staunen, begleitet von unserem
unschuldigen Sinn für Ästhetik.

Und mit dem Verstehen dessen, was wir sahen, verloren wir Stück für Stück
unsere Unschuld.

Heute finden Jugendliche uncool, wofür sie als Kinder geschwärmt haben.