VORWORT
Darf man diese Bilder mit dem Totschlagargument „Kitsch“ erledigen, noch vor dem Versuch, sich mit einer geringen Vorgabe an Wohlwollen auf sie einzulassen? Kann man die heitere Faszination des Gängigen, allzu Gängigen einfach wegschieben, wie sie zwischen kindlicher Märchenfreude und erwachsenem Blick für die Strategien der Perfektion und unterschwelligen Manipulation changieren?
Gewiss sind die Fotoinszenierungen bruchlos überzuckert, rigoros geschönt und konventionell geschmeichelt – aber mit einer Konsequenz und Ausschließlichkeit, die schon wieder ihren eigenen „Still“ hat. Soviel Präzision und Aufwand, um harmlose Sehnsüchte vor die Kamera zu bringen, derart kühl schmachtende Engelsgesichter im Lockenkranz, heischende Augen über verführerisch aufgeworfenen Lippen und schwellendem Dekolleté, so viel berückendes Softening stehen fast zwangsläufig mit einem Bein auf dem glatten Boden im Paradies künstlicher Illusionen, mit dem anderen unter dem Schirm einer Ironie, die sich selbst belächelt.
Bei all den lohnt es, den Streicheleinheiten der Motive nicht zu erliegen, sondern auch Doppeldeutigkeiten, Anspielungen, Brüche zu registrieren …
Dennoch geht in die Irre, wer darin mehr als Ambivalenzen sieht, denn da ist keine Spur von Satire oder Parodie. Anne-Marie von Sarosdy träumt ihren Blütentraum von einer „Heimat“ voller Berge, Busen und rosigen Wangen, mit kernigen Burschen im Stroh, mit einer Hingabe, die aus der Unschuld stammt. Bei aller ausgefuchsten Professionalität der erfolgreichen Werbe – und Titelfotografin – letztlich vertraut sie ihrer schönen, sauberen Welt. Das rückt die Fotos unter einen Schirm und macht sie (fast) unangreifbar, so offen ihre durchschaubare Absicht auch liegt.